Osteopathische Philosophie
Die osteopathische Medizin - betrachtet als "(Kunst-) Handwerk, Philosophie und Wissenschaft" ¹ - beschäftigt sich selbstkritisch mit der sanften, prozessorientierten Behandlung des (ganzen)
Patienten. Es geht dabei in erster Linie um das Beobachten, um Achtsamkeit, Verantwortung und die Schaffung eines sicheren Raumes. Patient und Therapeut werden hierbei zu "aufmerksame[n] Beobachter[n] mit einer bewussten inneren Haltung" ² und ermöglichen ein Verständis für das Zusammenspiel der vielfältigen Systeme im menschlichen Körper - des 'Orchesters des Lebens' in uns und um uns herum.
Die therapeutische Basis hierfür sind eine langjährige osteopathische Ausbildung und fundierte medizinische Kenntnisse u.a. der funktionellen Anatomie, Physiologie, Embryologie, Biomechanik. Ein Osteopath diagnostiziert und behandelt ausschließlich mit seinen Händen - er palpiert. Das Behandlungsziel ist eine Reduzierung der Gesamtlast (allostatic load) des Organismus. Ein Mentor beschrieb es sehr bildlich als das "Abschöpfen aus dem zu vollen Eimer". Dies geschieht u.a. durch eine Reorganisation von Gewebestrukturen, die Verbesserung der Ver- und Entsorgung sowie der Steuerung auf mechanischer, neurologischer, hormoneller als auch auf zellulärer Ebene. Damit wird das System zurückbegleitet in Richtung des dynamischen Gleichgewichts (Allostase) und der Gesamtfunktion, die weit mehr beinhaltet als nur die Summe ihrer Einzelfunktionen. Schließlich kann der Organismus, nur wenn er ausreichend Ressourcen zur Kompensation besitzt, adäquat auf die vielen Einflüsse des Lebens reagieren und die Prozesse angemessen regulieren.
Quellenverweise
¹ Hartmann, C. (2016). Gedanken zu A.T. Stills Philosophie der Osteopathie - Auf dem Weg zu einer Philosophischen Osteopathie
(2. Aufl.). S.18. D-Pähl: Jolandos.
² Hartmann, C. (2016). Gedanken zu A.T. Stills Philosophie der Osteopathie - Auf dem Weg zu einer Philosophischen Osteopathie
(2. Aufl.). S.4. D-Pähl: Jolandos.